Samstag, 22. Februar 2014

Supper Club Avec Plaisir - Essen mit Genuss

"Supper Clubs" -  Die geheimen Gourmetgesellschaften", titelte einst der Berliner Tagesspiegel. Klingt verheißungsvoll und schon lange warte ich auf die Gelegenheit, endlich auch mal in Nürnberg in geheimer Runde zu tafeln.

Für diejenigen, die nicht wissen, was genau ein "Supper Club" ist, sei kurz erklärt: Über einen Top-Secret-E-Mail-Verteiler verabredet man sich im Internet zum Abendessen bei Privatpersonen, die nicht nur ihre eigene Butze zur Verfügung stellen, sondern gegen eine Spende den Kochlöffel schwingen und die Gäste bewirten. Die sorgen lediglich für die Getränke und die Stimmung, denn der Witz daran ist nicht nur, lecker zu essen, sondern auch noch, in entspanntem Drumherum einen ganzen Haufen neuer Leute kennenzulernen und einen netten Abend miteinander zu verleben.

Die Idee stammt ursprünglich aus England verbreitete sich aber schnell und in Berlin oder Hamburg sind die halblegalen "Underground Dinner" mittlerweile fast schon Mainstream.

So sieht eine Supper Club-Tafel aus. Gemütlich, oder?
Wie auch immer - in Nürnberg hatte bisher erst eine den Schneid, einen Supper Club ins Leben zu rufen: Die liebe Tanja. "Avec Plaisir - Essen mit Genuss" - nennt sie das Ganze und hält auch, was sie verspricht! Tanja ist gebürtige Nürnbergerin, hat aber einige Zeit in Berlin gelebt und das Dinner-Konzept mit nach Hause gebracht. So startete sie vor knapp einem Jahr mit ihrem ersten privaten Bewirtungsabend - alles Feine aus der veganen Küche kredenzt sie seitdem einige Male im Monat. Wann wieder guerilla-mäßig getafelt wird, erfährt man, wenn man auf Tanjas E-Mail-Verteiler eingetragen ist, denn sie verschickt die aktuellsten Termine per Mail oder stellt sie auf ihrer Facebook-Seite ein. Anmelden kann man sich nur per E-Mail. Soll ja auch geheim bleiben.

Wasser stellt die Gastgeberin zur Verfügung, für alle anderen Getränke sorgen die Gäste selbst. Neben Wein und Bier gab es Säfte und Limo, was natürlich alles geteilt wird.
Am Abend vor der Veranstaltung bekommen alle Teilnehmer eine Nachricht mit der Adresse, einem groben Menüplan sowie der Bitte um eine kleine Spende von 15,- Euro, um wenigstens die Unkosten zu decken. Gerne darf man aber auch mehr geben. Hausschläppchen mitzubringen wird besonders den Frostbeulen empfohlen.

Die Küche ist offen und liegt direkt neben dem Wohnzimmer, sodass Tanja während des Kochens ihre Gäste an der großen Tafel im Blick behält und alle neugierigen Fragen beantworten kann. 
16 Personen waren wir insgesamt - für mich eine unvorstellbare Bewirtungszahl, aber die quirlige Hobbyköchin rockt ein 4-Gänge-Menü wirklich entspannt nebenbei, sodass man eigentlich gar nicht mitbekommt, dass sie gerade mehr leistet, als die meisten hochbezahlten Küchenchefs. Jeder Event steht unter einem anderen Motto - unser Abend drehte sich um Tanjas Kinderheitserinnerungen. Gut für uns, dass die so lecker waren!
Die "Rawlange" begeisterte uns alle: Niedriggegarte Lasagne aus Pesto, Basilikum Zucchini und Radieschen mit veganer Käsesauce. War fantastisch!
Tische, Stühle, Besteck und Gläser - alles ist ein bisschen von Nachbarn und den Eltern zusammengesammelt - alles ist einfach perfekt, weils nicht 100% perfekt ist. Bereits nach 5 Minuten fühlt man sich fast wie bei einer Freundin zu Hause und kommt ganz schnell ins Gespräch mit den anderen Gästen: Die beiden herzlichen Medizin-Studentinnen, die extra aus Regensburg angereist sind, die nette PR-Beraterin, die den Supper-Club einfach mal mit ihrem Freund ausprobieren wollte, die beiden Damen 50+, die über die Nürnberger Nachrichten auf Tanjas Events aufmerksam wurden oder die lustige Abiturientin, die gerade ein freiwilliges soziales Jahr in einem Behindertenheim absolviert und neben Tanja übrigens die einzige Veganerin am Tisch war. Die Gruppe ist kunterbunt gemischt, einige Gäste kamen zu zweit, einige auch alleine, aber Anschluss und Gesprächsstoff sind schnell gefunden. Selten ist es so einfach und so natürlich, neue Menschen kennenzulernen, die alle interessant und nett sind. Am Ende des Abends hat man das Gefühl, man kenne sich schon länger.

Fast unbemerkt schiebt die liebe und aufmerksame Gastgeberin einen Gang nach dem anderen auf den Tisch, füllt leere Wasser-Karaffen auf und gibt jedem das wunderbare Gefühl, willkommen und bei guten Freunden zu sein. Zwischendrin plaudert sie mit den Gästen, erklärt, wie sie auf die Supper Club Idee kam und warum bei ihr alles vegan ist. Tanja ist einer der Menschen, die man einfach mögen muss - geht gar nicht anders!


Das Essen liegt tatsächlich locker auf Restaurant-Niveau, vielleicht sogar darüber und jeder der 4-Gänge sowie der "Gruß der Köchin" sind ein wahrer fleisch-, eier und milchproduktefreier Genuss. Gerade für Nicht-Veganer also ein guter Anlass, mal eine neue Küche auszuprobieren. Alleine dafür würde ich jederzeit wiederkommen. Wären wir beim perfekten Dinner, gäbe es volle 10 Punkte. Einige Highlights kannst Du Dir auf der Facebook Seite des Avec Plaisirs ansehen.


Der Abend geht viel zu schnell vorbei, was ja immer ein gutes Zeichen ist. Aber zu Tanja komme ich nun häufiger, wenn ich es rechtzeitig auf die Anmeldeliste schaffe, denn ein Supper Club ist ein ganz besonderes Event, das man wirklich mal ausprobiert haben sollte. Wann hat man schon mal die Gelegenheit, neue Menschen in so unkonventioneller Atmosphäre kennenzulernen?

Noch schöner wäre es natürlich, wenn sich noch weitere Leute dazu motivieren ließen, eine "geheime Gourmetgesellschaft" zu gründen. Clubbing mal anders. Bravo!


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